Dienstag, 13. Dezember 2016

Der Wunderheiler von Rarotonga

Wer sich auf einen Besuch von Rarotonga vorbereitet, stößt früher oder später auf Pa. Ein Unikat der Insel ... ein Kenner der polynesischen Pflanzenheilkunst ... ein Heiler ... ein ... lest am besten selber ...

Früher hat Pa Touristen in einer Tageswanderung durch den Urwald über die Insel geführt, heute ist er 85 und sein Neffe hat diesen schweißtreibenden Teil des Business übernommen. Aber phytomedizinisch Interessierte und Wagemutige führt er immer noch in den Urwald, zeigt Pflanzen und verrät die Rezepte für seine Heilkunst.


Früh morgens geht es los, Pa holt uns mit dem Auto ab und stellt sich vor. Pa bedeute Gott ... er grinst. Probleme mit seinem Selbstbewusstsein hat Pa offenbar nicht. Als Kind hätte niemand mit ihm spielen wollen, deshalb sei er in den Wald gegangen und habe sich von seiner Großmutter die alten, überlieferten Heil-Rezepte erklären lassen. Wir halten alle 200m an einem Strauch und pflücken Blätter und Früchte. Innerhalb von 10 Minuten sind unsere Mahlzeiten für die nächsten 3 Tage gesammelt. Mango, Avocado, Passionsfrüchte, Limetten und allerlei anderes, dem westeuropäischen Speisezettel Unbekanntes.

Als Pa erfährt, dass wir aus Deutschland sind, freut er sich. In Hamburg sei er schon gewesen, zwei deutsche Frauen hätten ihn geheiratet ... und sich wieder von ihm scheiden lassen. Eine davon sei aus Hamburg gewesen. Jetzt sei er mit seinen dritten Frau, einer polnischen Prinzessin glücklich verheiratet. Das waren wilde Zeiten in der Südsee in den 60er und 70er Jahren ... ;-)

Seine heutige Prinzessin lernen wir wenige Minuten später kennen, als wir auf dem Grundstück der beiden eintreffen. Eine sympathische, ca 60-jährige Frau begrüßt uns. Pa zeigt uns sein "Hospital", zwei nette Hütten, die vermietet werden. Wir trauen uns nicht zu fragen, ob man auch ohne Pa'sche Behandlung mieten kann und die patente polnische Prinzessin möglicherweise so die Haushaltskasse aufbessert. Wir beginnen mit dem Theorie- und Verkostungsteil.


Pa zeigt uns seine potenteste Frucht, die Noni. Liegt links auf dem Tisch. Und den, durch in tropischer Hitze im Eimer rumstehen lassen, gewonnen fermentierten Noni-Saft. Kai ist mutig und trinkt ein Glas ... soll besonders gegen Rückenschmerzen helfen. Als Pa erfährt, dass Kai manchmal nicht im reinen ist mit seinem Rücken, wird es ernst. Es gibt eine Südsee-Einrenkung plus Gebet zu den Göttern ... gratis und wirksam. Und den ganzen Container mit Noni-Saft als Geschenk ... jeden Tag ein Glas davon muss Kai jetzt trinken ... puh ...

Noch wichtiger das zweite Heilmittel. Getrocknete, zerriebene Kava-Wurzel, in diesem Fall noch versetzt mit Mira-Nuss. Kava war das Bier Polynesiens, leicht berauschend wurde es getrunken zu zeremoniellen und geselligen Anlässen. Bis die Missionare kamen ... die fanden das Kava-Trinken nicht so dolle ...

Diesmal kann sich auch Katrin nicht mehr drücken ... Wir bleiben beim Bier!

Damit haben wir den gefährlichen Teil des Programms geschafft, wir fahren in den Urwald, weil Pa uns nun die besprochenen Pflanzen live in der Natur zeigen will. Das ist nun wirklich interessant ... auch der Rest der Geschichten, die Pa erzählt. Zum Beispiel, dass vor der Zeit der Missionare drei Stämme auf der Insel lebten, die sich gegenseitig bekämpft und umgebracht haben. Wahnsinn ... auf einer Insel mit 32km Umfang ... jegliche Fantasie über Südsee-Romatik hat sich damit für uns erledigt. Oder, dass es auf Rarotonga 34 verschiedene praktizierte, christliche Religionen gibt. Es leben etwas mehr als 10.000 Menschen auf der Insel ... offensichtlich fiel die Missionierung durch jedwede christliche Unterströmung auf fruchtbaren Boden. Jedenfalls verstehen wir jetzt, warum wir alle 1000 Meter eine Kirche an der Straße gesehen haben.


Dem wichtigen Kava-Strauch begegnen wir direkt am Anfang unserer Wanderung. Die Blätter kann man übrigens auch essen, wenn man vorher noch nicht genug getrunken hat. Schmecken leicht bitter und pfefferig scharf.

Aber es gibt auch praktisches. Wir klettern in den Wald hinein bis zum Swimming Pool der Ureinwohner. Und es gibt zum Händewaschen eine Shampoo-spendende Pflanzenblüte. Kai trägt sie um den Hals.



Wieder zu Hause haben wir das Bedürfnis die eine oder andere von Pa's Geschichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Und tatsächlich, er war mit seinem uralten Wissen im Fokus von neuseeländischen, amerikanischem und wohl auch deutschen Forschern. Und er ist damit rumgekommen durch die halbe Welt. Beeindruckend, was Mutter Natur zu bieten hat, es darf nur nicht in Vergessenheit geraten. Hoffen wir, dass Pa's Neffe gut aufgepasst hat ...

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